Tierphysiotherapie "in" Zillendorf

"Der Hund, das Haustier, des Menschens bester Freund"
"Der Hund, das Haustier, des Menschens bester Freund"

In früheren Zeiten gab es in den Dörfern mehr Federvieh, Pferde und Rindviecher als Einwohner. Nahezu auf jedem Hof streunten dazu noch Katzen herum und zumindest ein Hund kündigte laut kläffend den Postboten an. Wenn man wegen einer Krankheit einen Fachmann benötigte, waren es zuerst die Pferde, Rinder, Schafen und Schweine bei denen ein Veterinär zu Hilfe geholt wurde. Zu reichen Großbauern kam der Medicus. Er war der Heilkundige mit der meisten Anerkennung, doch ihn konnte sich die einfache Bevölkerung kaum leisten. Diese riefen meist nur in dringen Fällen den Bader oder noch preiswerter den Scherer. Physiotherapeuten waren damals, weder bei Mensch noch bei Vieh, gänzlich unbekannt. Dabei lassen sich viele gesundheitliche Probleme durch Physiotherapie behandeln, auch bei Tieren. Gerade bei Pferden, Hunden und Katzen schlägt die Tierphysiotherapie in den unterschiedlichsten Bereichen gut an und lässt vielfältige Behandlungsmöglichkeiten zu.

Quickfedel begrüßen zwei Hunde den Besuch
Quickfedel begrüßen zwei Hunde den Besuch

Seit zehn Jahren ist Silvia Heidinger stolze Besitzerin zweier Hunde. Kommt man in den Garten der „Wofn“, wie die Heidingers in Zillendorf auch genannt werden, wird der Besuch von der zwölf Jahre alten Mischlingshündin (Cavalier King Charles Spaniel/Zwergspitz) Sina und der zehn Jahre alten Australian Sherperd Hündin Daisy begrüßt. Dabei stellte sich die Familie Heidinger auch die Frage: „Was ist zu tun, wenn die Vierbeiner mal Probleme wie Arthrose, Hüftgelenksdysplasie, Verstauchungen, Sehnenverletzungen oder altersbedingte Beschwerden bekommen?“ Naheliegende Antwort: „Physiotherapie!“ So ist Silvia Heidinger durch den Hund auf die Tierphysiotherapie gekommen. Da aber die Physiotherapie für Haus- und Hoftier nicht so geläufig ist, entschied sich Silvia Heidinger sich über diese Anwendungsmaßnahmen zu informieren. Beim Informieren blieb es aber dann nicht

Hündin Daisy beim Cavaletti-Training für Gangschule und Gangbildanalyse
Hündin Daisy beim Cavaletti-Training für Gangschule und Gangbildanalyse

Als dann Hund Daisy 2012 an einer Vergiftung und an einer 2017 festgestellten Allergie so schwer erkrankte, dass sie sich nicht mehr richtig bewegen konnte, kam dann der Entschluss Silvia Heidingers. Der Hundefreund entschloss sich die Herausforderung anzunehmen und sich zur Tierphysiotherapeutin ausbilden zu lassen. Von April 2018 bis April 2020 besuchte die „Zillendorferin“ neben ihres Hauptberufes eine Wochenendschule im nördlichen Bayern. Im September vergangen Jahres wurde sie für ihre Mühen belohnt und bekam die Zertifizierung zur ausgebildeten Tierphysiotherapeutin. Dazu kamen noch von September bis April Zusatzzertifizierungen wie Osteopathie, Akupunktur und Hundefriseur. Da Heidinger feststellte, dass gesunde Haut (Haare, Krallen, Drüsen) und gesundes Fell wichtig für den Organismus des Hundes ist, musste auch noch der Zusatz des Hundefriseurs absolviert werden. Seit Januar 2019 können die Haustierbesitzer bei der Zillendorferin die Nachbehandlung nach dem Tierarztbesuch durchführen lassen. Auch ein ehemaliger Zillendorfer sowie ehemaliger Hundebesitzer machte sich nun ein Bild von den Behandlungsmethoden bei Krankengymnastik für Hunde. Die Wirkung der Tierphysiotherapie konnte der Besuch gleich an der Gartentür sehen. Dort wurde er von zwei agilen „Vierbeinern“ begrüßt. Von einer schweren Erkrankung von Australian-Sherperd-Hündin Daisy war nichts mehr zusehen. Quickfidel sprang sie mit ihrem Spielzeug durch den Garten. Im Gespräch erzählte die neu ausgebildete Tierphysiotherapeutin von der Leidenszeit des nun zehnjährigen Australian-Sheperd. Dabei zeigte sie auch wie sie in der Folge die Muskulatur des erkrankten Hundes wieder durch Cavaletti-Training (Gangschulung zur Gangbildanalyse) und anderen Übungen wieder aufbaute.

Kräftigung der Muskulatur der Hinterpfoten bei Hund Sina
Kräftigung der Muskulatur der Hinterpfoten bei Hund Sina

Im „Hundesalon“, wo Behandlungen für Physiotherapie und Tierfriseurtätigkeiten zum Eigenbedarf der eigenen Hund durchgeführt werden, stellte die stolze Hundebesitzerin anhand von Hund Sina Übungen zur Kräftigung für die Muskulatur der Hinter- und Vorderpfoten sowie für die Wirbelsäule zur Schau. Der „Hundesalon“ wird aber kaum bzw. nur für die eigenen Vierbeiner genutzt. Viel mehr setzt Heidinger auf Hausbesuche. Die Behandlungen sollen in der gewohnten Umgebung von Hund, Katze, Pferd stattfinden. Der Wohlfühlfaktor soll im Vordergrund stehen. Dass sich Vierbeiner wie Hunde, Katzen oder auch größere Tiere wie Pferde bei der Tierphysiotherapeutin wohlfühlen können, war auch zu sehen, mit welch einer Ruhe Silvia Heidinger mit den Tieren arbeitet. Die Hundemassage glich einer Hypnose. Wie Heidinger erwähnte kann die „Krankengymnastik“ für Tiere viel bewirken, ersetzt aber keinen Tierarzt. Viel mehr soll es eine unterstützende Funktion zum Tierarztbesuch sein. So sei es auch von Vorteil, wenn bei der ersten Behandlung des Tieres von einem Tierphysiotherapeuten Unterlagen vom Tierarzt dabei seien. Diese Unterlagen seien zwar hilfreich, aber nicht zwingend notwendig. Hierbei seien auch auf Kontraindikationen zu achten. Dabei sollte geschaut werden, wann (zum Beispiel bei Fieber oder Tumor) welche Behandlungen nicht durchgeführt werden dürfen.

Bei den Behandlungen eines erkrankten Tieres ist auch ein gutes Zusammenspiel von Therapeut, Tier und Halter notwendig. Es gibt so viele Möglichkeiten solche Behandlung durchzuführen. Dabei ist jede Behandlung individuell auf das Tier ausgelegt. Jedoch ist eine einzige Behandlung nicht wirkungsvoll. Das Haustier sollte die Übungen mehrmals durchführen. So gibt die Therapeutin den Haltern oftmals auch Übungen für zu Hause mit. Manchmal sind hierbei einfache Muskulaturkräftigungsübungen oder Massagegriffe dabei. Jedoch müsse man auch die Griffe wissen, um nicht mehr Schaden anzurichten als schon da ist. Die Massage ist ein wichtiger Bestandteil der Physiotherapie. Schmerz und körperliche Anspannung können zu beträchtlichen Muskelverspannungen führen. Durch die Massage wird die verspannte Muskulatur gelockert, die Durchblutung angeregt, die Elastizität von Muskeln, Bändern und Sehnen erhöht und damit die Gelenkfunktion verbessert. Zu den Hauptzielen der Physiotherapie zählen Schmerzlinderung, Erhalt bzw. Wiederherstellung der Gelenkbeweglichkeit, Muskelaufbau und die Linderung von altersbedingten Problemen. Im Fokus steht dabei immer, die Lebensqualität des erkrankten Tieres zu erhöhen. Denn: Weniger Schmerzen und mehr Beweglichkeit bedeuten mehr Lebensfreude! Die Lebensfreude überträgt sich dann auch am Hundebesitzer und auch an den Tierfreunden. Geht es dem Vierbeiner gut, geht es dem Zweibeiner auch gut und umgekehrt! Das lebende Beispiel sah man nun am zehnjährigen Australian-Sheperd Daisy sowie deren Besitzern. Wie zwei junggebliebene Hunde hüpfen die beiden Hündinnen durch den „Wofn-Garten“.

 

Weitere Informationen wann man einen Tierphysiotherapeuten (Hund, Katze, Pferd) aufsuchen sollte gibt es im Internet in nächster Zeit unter www.tierphysio-heidinger.de.